Im Februar 2017 startete Greenpeace den Aufruf, um die gestartete Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat zu unterstützen. Wenn sie durchkommt, wäre das eine echte Chance auf ein glyphosatfreies Europa, denn Ende des heurigen Jahres wird auf europäischer Ebene über die weitere Zulassung für 15 Jahre entschieden. Unterzeichnet werden kann die Initiative im Internet, man benötigt dafür nur einen Ausweis. Hier geht’s zur Unterzeichnung!
Nähere Infos dazu findest du HIER!
Was ist Glyphosat überhaupt?
Glyphosat ist das meist eingesetzte Pflanzengift der Welt. Es ist ein Breitbandherbizid und tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Herbizideinsatz überlebt.
Das Pestizid wirkt systemisch, das heißt, aufgenommen über die Blätter gelangt es in alle Bestandteile der Pflanze: in Blätter, Samen und Wurzeln. Es lässt sich nicht abwaschen und wird weder durch Erhitzen noch durch Einfrieren abgebaut. Rückstände davon halten sich etwa ein Jahr lang in Lebens- und Futtermittel.
Glyphosat wird über belastete Lebensmittel aufgenommen und über den Darm zum Teil resorbiert. Glyphosat-Rückstände tauchen in allen Grundnahrungsmitteln auf: In Weizen und somit in vielen Mehlprodukten (Teig- und Backwaren), in Mais, Soja und Zucker. Stichproben ergaben Rückstände in Haferflocken. Natürlich sickert das Mittel auch ins Grundwasser und gelangt auf diese Weise früher oder später ins Trinkwasser.
Viele Studien bringen die Verwendung von Glyphosat mit negativen gesundheitlichen Folgen in Verbindung. Reizungen der Haut und der Augen, Schwindel, Kopfschmerzen, Husten oder Kreislaufprobleme können bei der Anwendung auftreten. Bei vielen der negativen gesundheitlichen Auswirkungen handelt es sich um chronische oder langfristige Erkrankungen. Bei Tieren, die mit Glyphosat gespritztes Futtergetreide erhalten, häuft sich die Anzahl der Missbildungen bei neu geborenen Tieren.
In den großen Soja-Anbaugebieten in Südamerika häufen sich die Berichte über einen Anstieg von Missbildungen bei Neugeborenen. Eine Studie aus Paraguay ergab für Frauen, die in einem Radius von einem Kilometer zu pestizidbesprühten Soja-Feldern leben, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Fehlbildungen zu gebären. In der argentinischen Provinz Cordoba, der Region mit dem höchsten Anteil an gentechnisch veränderten Pflanzen in Argentinien und damit einem hohen Einsatz von Glyphosat, wird das größte Spektrum an Missbildungen gefunden. Auch die Anzahl an Missbildungen ist signifikant höher als in anderen Regionen. In der Provinz Chaco, ebenfalls in Argentinien, wurde eine Vervierfachung der Missbildungen bei Neugeborenen von 1997 bis 2009 registriert.
Im Bundesstaat Chaco in Argentinien werden Soja und Reis intensiv mit Glyphosat behandelt. Die Krebsrate bei Kindern stieg dort von 2003 bis 2009 um das Dreifache und Geburtendefekte stiegen um ein Vierfaches an. Ähnliche Effekte wurden auch in Paraguay beobachtet. Andere Studien weisen auf Zusammenhänge zwischen Störungen des Hormonsystems und Glyphosat hin. Untersuchungen zeigen außerdem mutagene und gentoxische Wirkungen.
Mindestens zwei Studien sehen einen Zusammenhang zwischen dem rapide steigenden Einsatz von Roundup und der wachsenden Zahl autistischer Kinder. Wissenschaftlerin Stefanie Seneff vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) – Studienleiterin einer der beiden Studien – befürchtet, dass bis zum Jahr 2025 jedes zweite amerikanische Kind autistisch sein könnte, wenn Glyphosat weiterhin so massiv auf die Felder gesprüht wird wie bisher.
Allein in der Schweiz werden jährlich 300 Tonnen Glyphosat verkauft und in Deutschland wird derzeit laut Erhebungen der Universität Göttingen auf 39 Prozent der Ackerflächen Glyphosat gespritzt. Betroffen sind insbesondere Winterraps, Hülsenfrüchte, Wintergerste und Sommergetreide.
Vor der Aussaat werden die Felder frei von Wildkräutern gespritzt. Vor der Ernte soll Roundup die Reifung der Kulturpflanzen beschleunigen und die Ernte erleichtern. Dieses sogenannte ‚Totspritzen‘ ist derzeit in Österreich verboten, weil es natürlich zu Rückständen in Lebensmitteln führt. Nach der Ernte wird das Herbizid auf die Stoppeln gesprüht, um den Unkrautbewuchs vor der nächsten Bodenbearbeitung zu unterbinden.
Im März 2015 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ (2A) für den Menschen eingestuft. „2A“ ist die zweithöchste Gefahrengruppe. Seit Langem verdächtigt man Glyphosat krebserregend zu wirken. Sowohl Glyphosat als auch sein Abbauprodukt AMPA wirken im Laborversuch genotoxisch. Das bedeutet, es schädigt die Erbsubstanz (DNA), sodass die Zelle ihr genetisches Material nicht mehr exakt vervielfältigen kann. Dies führt zu Mutationen und einem erhöhten Krebsrisiko.
Anders als bei Labormäusen erfolgt die Beweisführung beim Menschen für einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Entstehen einer bestimmten Krebsart und der Exposition durch eine bestimmte Chemikalien nicht in einem kontrollierten Experiment.
Da der Mensch vielen Chemikalien gleichzeitig ausgesetzt ist und zwischen dem ersten krebsauslösenden Ereignis (z.B. Einwirkung eines genotoxischen Pestizids auf eine einzige Zelle) und der Diagnose der Erkrankung viele Jahre vergehen, ist es im Einzelfall praktisch nie möglich, die Ursache für die Erkrankung zu bestimmen. Für eine genügend große Personengruppe lassen sich jedoch mit Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung Zusammenhänge zwischen einem erhöhten Auftreten bestimmter Krankheiten (z.B. Lungenkrebs) und einer erhöhten Exposition durch eine bestimmte Chemikalie (Teer, Nikotin) ermitteln.
Bei Glyphosat ist es so, dass einige epidemiologische Fall-Kontroll-Studien publiziert wurden, die festgestellt haben, dass Menschen, die beruflich oder privat mit glyphosathaltigen Produkten hantieren, häufiger am Non Hodgkin Lymphom (NHL), einem Lymphdrüsenkrebs, erkranken als eine nicht exponierte Vergleichsgruppe. Es kann aber der Einfluss von Störfaktoren bei den Studien nicht mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden, deshalb sind die Beweise beim Menschen ‚begrenzt‘.
In einer Studie, die Global 2000 mit Friends of the Earth Europe durchgeführt hat, wurde von 182 EuropäerInnen, die sowohl beruflich als auch privat nicht mit glyphosathaltigen Produkten zu tun haben, der Harn auf Verunreinigung untersucht. Ergeben hat diese Untersuchung, dass 50 Prozent der Proben europaweit positiv waren, in Österreich waren es drei von zehn untersuchten Personen, in Deutschland gar acht von zehn.
Dank feiner Messtechniken können heute auch geringe Mengen von Pestiziden oder anderen Chemikalien in Blut oder Urin nachgewiesen werden, die früher unentdeckt blieben. Aber auch kleine Mengen eines schädlichen Stoffes können großen Schaden anrichten, vor allem Stoffe, die einen Einfluss auf das Hormonsystem haben. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie wiederholt aufgenommen werden, wie dies bei Glyphosat der Fall ist. Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Tatsache, dass Menschen heute einer Vielzahl von Chemikalien ausgesetzt sind. Pestizide gelangen über Lebensmittel, andere Chemikalien über Kosmetika in den Körper und wieder andere über die Atemluft. So entstehen sogenannte Mehrfachbelastungen, die bei der Einschätzung eines Gesundheitsrisikos bisher nicht berücksichtigt werden. Grundsätzlich gilt: Glyphosat und andere Chemikalien gehören nicht in den menschlichen Körper!
Die negativen Auswirkungen von Glyphosat auf die Ökosysteme werden auch von der europäischen Behörden EFSA beschrieben. Als Totalherbizid tötet Glyphosat jede nicht gentechnisch veränderte Pflanze auf dem gespritzten Feld ab. Die gleiche verheerende Wirkung wie auf Pflanzen hat Glyphosat auch auf Bakterien (Glyphosat ist auch ein patentiertes Antibiotikum). Es schädigt die Fortpflanzung von Regenwürmern und Bodenbakterien, ist eine der maßgeblichen Ursachen für das weltweit zu beobachtende Amphibiensterben und reduziert zunehmend die biologische Vielfalt, wichtige Funktionen eines gesunden Bodens gehen damit verloren, vielen Tieren wird ihr Lebensraum entzogen. Weniger Wildpflanzen auf und neben den Ackerflächen bieten weniger Lebensraum für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten, die in unserem Ökosystem eine wichtige Rolle spielen.
Die Alternativen zum Glyphosateinsatz sind guter Ackerbau, biologische Landwirtschaft, Pflügen statt Pflanzen totspritzen. Ackerbau mit dem Pflug bekämpft seit Jahrhunderten sehr wirkungsvoll unerwünschte Pflanzen auf dem Acker.
Warum wird dieses Produkt dann nicht endlich verboten?
Der riesige Saatgut- und Gentechnikkonzern Monsanto mit Sitz in St. Louis in Missouri, ließ sich die pflanzenvernichtenden Eigenschaften von Glyphosat 1971 Jahren patentieren. Das Mittel kam unter dem Namen „Roundup“ auf den Markt und wurde zum Bestseller.
Seitdem wird Glyphosat weltweit eingesetzt – in der Landwirtschaft, im Obst- und Weinbau, in Olivenhainen, im Zierpflanzenbau, in Christbaumplantagen, in Parkanlagen, auf Bahngleisen und in Gärten.
Inzwischen ist Glyphosat weltweit einer der am meisten eingesetzten Herbizid-Wirkstoffe, wobei beachtet werden muss, dass Roundup immer giftiger ist als sein aktiver Bestandteil Glyphosat.
Dies liegt daran, dass die Rezeptur noch weitere Gifte enthält, beispielsweise Formaldehyd und somit der sogenannte „Cocktaileffekt“ entsteht, was bedeutet, dass die Mixtur immer gefährlicher und giftiger ist als die einzelnen Komponenten für sich allein.
Wer Roundup eine Schädlichkeit nachweisen kann, wird von Monsantos Anwälten zum Schweigen gebracht. Nun hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschaltet. Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass Glyphosat sehr wohl schädlich ist und auch Krebs auslösen kann. Die WHO ist die erste grosse internationale Organisation, die sich gegen Monsanto stellt.
Weltweit wurden 2014 etwa 826.000 Tonnen Glyphosat verkauft, 90 Prozent gingen dabei an die Landwirtschaft. Glyphosat steht einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Landwirtschaft entgegen. Es ist lediglich ein Mittel zur weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft.
Es geht wieder einmal um viel Geld auf Kosten der Gesundheit vieler Menschen!
Das gesamte Zulassungsverfahren von Pestiziden ist auf die Interessen der Industrie zugeschnitten. Die Behörden sagen, dass Glyphosat nicht gesundheitsgefährlich und kanzerogen ist. Eine Studie der Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) zeigt, dass über die Hälfte der 209 für die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tätigen WissenschaftlerInnen direkte oder indirekte Verbindungen zu Industriezweigen haben, die sie eigentlich kontrollieren sollen. In der Realität ist es so, dass fast ausschließlich industriefinanzierte Studien berücksichtigt werden. Und diese Hersteller-Studien kommen fast immer zu dem Ergebnis, dass – welch ein Wunder – jene Chemikalie, die vom Sponsor der Studie hergestellt und vermarktet wird, keine Risiken für Mensch und Umwelt birgt.
Den besten Beweis dafür, dass dieses industriedominierte System Gefahren und Risiken nicht erkennt und nicht benennt, erbrachten jene WissenschaftlerInnen der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO, als sie die unabhängige und publizierte wissenschaftliche Literatur über Glyphosat sorgfältig auswertete. Dabei stellten sie fest, dass es starke Beweise dafür gibt, dass Glyphosat genotoxisch ist (erbsubstanzschädigend) und dass es ausreichende Beweise dafür gibt, dass Glyphosat bei Versuchstieren Krebs erzeugt. Die Industriestudien behaupten immer noch das Gegenteil – sogar dann, wenn die Versuchsdaten in diesen Studien was ganz anderes sagen.
Es liegt an uns Konsumenten, unser Recht auf Mitbestimmung über unsere Gesundheit geltend zu machen. Die Bürgerinitiative ist definitiv ein wunderbares demokratisches Instrument, um der breiten Ablehnung von Glyphosat Ausdruck zu verleihen. Also bitte dringend unterschreiben! Hier kommst du zur Homepage von Greenpeace!
Ich habe dir hier noch sehr sehens- und lesenswerte Infos zusammen geschrieben:
Ein Factsheet von Greenpeace mit allen Infos rund um Glyphosat findest du HIER!
Es gibt eine ARTE Dokumentation, die zeigt, was Glyphosat auf dieser Welt schon anrichtet und wieviele Menschen dafür schon bezahlen!
„Chronisch vergiftet – Monsanto und Glyphosat“
https://www.youtube.com/watch?v=3ivpJx3gkMY
Es gibt ein spannendes Interview, wo Biorama, das Magazin für nachhaltigen Lebensstil, mit dem Chemie-Experten Helmut Burtscher der österreichisches NGO Global 2000 über den Unkrautvernichter gesprochen hat und darüber, woran ein Verbot bisher scheitert.
https://www.biorama.eu/glyphosat-iv/
Vom Zentrum der Gesundheit findest du hier eine interessante Zusammenfassung zu diesem Thema: „Krebserreger Glyphosat, der Unkrautvernichter von Monsanto“
Hier ist nochmals der Link, der dich direkt zur europäischen Bürgerinitiative führt: https://landwirtschaft.greenpeace.at/glyphosat-eci/
Eine sehr gute Darstellung vom Konzern Monsanto liefert auf MrWissen2go auf youtube: https://youtu.be/sFXuBWg9mXo