Ich mag alte Bräuche und so auch das Fassl rutschen zu Leopoldi. Ich fahre mit meinen Kindern jedes Jahr nach Klosterneuburg, um das große Fassl runter zu rutschen und mir etwas für das kommende Jahr zu wünschen. Meine Kinder sagen jedes Mal:“Das war aber nicht hoch!“. Sie freuen sich trotzdem immer wieder darauf, wahrscheinlich weil wir nachher auch immer gebrannte Mandeln kaufen vielleicht aber auch, weil ich ihnen auch immer die Schleiergeschichte von Klosterneuburg erzähle und natürlich auch die Legende, warum es das Fassl rutschen überhaupt gibt? So werden alte Bräuche weiter gegeben, das gefällt mir und außerdem kommt das Geld einer guten Sache zugute! Auch das finde ich toll! ;-)
Geschichte und Bedeutung des Leopoldifestes
Der hl. Leopold ist der Schutzpatron Österreichs, der Landespatron von Niederösterreich und Wien und einer der Schutzpatrone von Oberösterreich.
Historiker vermuten, der Brauch des Fasslrutschens kommt daher, dass die Bauern bei der Ablieferung des Zehentweines auf der einen Seite das Fasses hinaufstiegen, ihren Wein hinein leerten und auf der anderen Seite wieder hinunterrutschten.
Wenn die Herkunft eines Brauches nicht genau bekannt ist entstehen Geschichten um denselben. So ist es auch hier…
Der Pantoffelheld in Klosterneuburg (vgl. www.sagen.at)
Ein jungvermählter Wirt der Klosterneuburger Kellerschank, wurde vom alten Bindermeister sekkiert, dass er unter dem Pantoffel stünde. Wenn seine Frau darauf bestünde, dass er über das große Fass rutschen sollt, dann würde er es tun.Der Wirt meinte: „Sollte ich je ein solcher Pantoffelheld sein, müsste es zum Kellerrecht werden, dass jeder Gast mir zum Spotte übers große Fass rutsche.“
Die Wette wurde besiegelt, und es kam, wie es kommen musste. Der jungen Wirtsfrau wurde diese Geschichte zugetragen, und sie kränkte sich darob. Viele Tage schmollte sie und war trotzig. Der Ehemann fragte sie nach dem Grund für die plötzliche Gemütsverstimmung, und sie erwiderte:
„Du fragst mich noch? Du sagtest doch, dass dir an mir gar so wenig gelegen sei, dass du mir zuliebe nicht einmal übers große Fass rutschen würdest!“ Und sie verlangte genau dies als Zeichen seiner Liebe und Treue.
Der Wirt zauderte, aber die Frau fing an zu weinen, und schließlich gab er nach. In der Nacht nahm er die Laterne und schlich mit ihr in den Keller. Seufzend stellte er die Leiter an das große Fass, kletterte hinauf und rutschte dann auf der anderen Seite hinunter, wo er von seiner Frau empfangen wurde. Plötzlich erscholl hinter dem Fasse ein großes Gelächter, und hervor kroch der alte Bindermeister und klopfte ihm auf die Schulter: „Hatte ich nicht Recht? Wenn eine Frau es will, so muss jeder Mann nach ihrer Pfeife tanzen.“
Der Volksmund hat damit die Vorstellung verbunden, dass dem Fasslrutscher Wünsche in Erfüllung gehen sollen. Gerade zu Leopoldi rutschen tausende Besucher mit Begeisterung über das 4m hohe ‚1.000 Eimer‘- Fass. Es soll den Rutschenden Glück bringen, jedenfalls bringt es Kindern Glück, denn der Reinerlös kommt der Aktion „Ein Zuhause für Straßenkinder“ von Pater Georg Sporschill zu Gute!
Der kirchliche Hintergrund dieses Landesfeiertages und schulfreien Tages ist der Sterbetag Leopolds III. am 15. November. Daher wird an diesem Tag auch zu Ehren seines Gründers ein Hochamt in der Stiftskirche Klosterneuburg gefeiert. Der Babenberger Markgraf Leopold III. wurde um 1075 geboren. Er war ein frommer Mann und regte einige kirchliche Stiftungen an. Am 12. Juni 1114 legte er den Grundstein der Stiftkirche in Klosterneuburg. Der Sage nach liegt dem Bau der Stiftskirche die bekannte „Schleierlegende“ zugrunde. Markgraf Leopold III. verstarb im Jahr 1136. Im Jahr 1485 wurde Leopold III. von Papst Innozenz VIII. heilig gesprochen. Um das Landesbewusstsein zu stärken ordnete Kaiser Leopold I. im Jahre 1663 an, dass der „Heilige Leopoldus“ als ein Patron und Schutzherr unseres ganzen Landes Österreich geehrt werde.
Die traditionelle Wallfahrt nach Klosterneuburg erhielt sich bis zum heutigen Tag in dem Brauch des Leopoldifestes. So pilgerten bereits vor mehr als dreihundert Jahren der kaiserliche Hof samt Gefolge, der Klerus und die höchsten Staatsmänner nach Klosterneuburg, um des hl. Leopolds zu gedenken. Sie wurden im Kloster bewirtet, während an das Volk Fleisch, Brot, Wein und silberne Pfennige mit den Bildnissen des Schutzherren und seiner Gattin Agnes verteilt wurden. Diese Spenden mussten später aufgehoben werden und auch der Hof machte das Fest nicht mehr mit. Im Volk erhielt sich aber dennoch der Brauch und kein festlicher Anlass in der Umgebung Wiens blieb so populär wie das Leopoldifest. Heute feiern vor allem Familien mit Kindern; Fleisch, Brot und Wein sind dem Fest in Form der vielen Imbissstände und der Weinverkostung in der Babenbergerhalle geblieben. Für viel Spaß und Unterhaltung sorgt der Vergnügungspark am Rathausplatz.(vgl. www.leopoldifest.klosterneuburg.at)