Lichtschutzfaktor bei Sonnencremes

Der Lichtschutzfaktor (LSF; Sun Protection Factor, SPF) dient der Beurteilung von Lichtschutzpräparaten (Sonnencremes) am Menschen. Er gibt an, wie viel mal länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies mit der jeweils individuellen Eigenschutzzeit möglich wäre.
Die Eigenschutzzeit wiederum ist die Zeitdauer, für die man im Laufe eines Tages die ungebräunte Haut der Sonne maximal aussetzen kann, ohne dass die Haut rot wird. Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit zwischen drei Minuten für sehr helle Haut (Hauttyp I) und vierzig Minuten für die mediterrane bräunliche Haut (Hauttyp IV). Sie wird standardisiert bei UV-Index 8 (Mittagssonne im Sommer in Mitteleuropa).

Bei höherem UV-Index (Hochgebirge, Mittelmeer, Tropen) und bei reflektierender Umgebung (Wasser, Schnee, Sand) ist die Eigenschutzzeit deutlich niedriger.
Bei vorgebräunter Haut (allerdings nicht nach Anwendung von Selbstbräunern oder bei Solariumbräune) ist die Eigenschutzzeit höher.
Eigenschutzzeit × Lichtschutzfaktor der Sonnencreme ergeben die maximal mögliche Zeit an der Sonne ohne Sonnenbrand bei UV-Index 8.

Eine Eigenschutzzeit von 20 Minuten und ein Lichtschutzfaktor 10 ergibt beispielsweise 200 Minuten mögliches Sonnenbad, bei einem Lichtschutzfaktor von 20 sind das 400 Minuten, das sind fast 7 Stunden. Sicherheitshalber sollte diese Zeit jedoch nur zu zwei Dritteln ausgenützt werden. Am selben Tag bereits erfolgte Aufenthalte an der Sonne sind dabei zu berücksichtigen.

Auszug aus dem Spiegel-Interview mit Jörg Reichrath – Professor für Dermatologie an der Universität des Saarlandes und leitender Oberarzt am Universitätsklinikum.

„Hoher Lichtschutzfaktor verhindert die Vitamin D-Synthese“

Sonnencreme schützt vor schädlicher UV-Strahlung und vor Alterung der Haut. Doch gibt es auch negative Effekte. Der Dermatologe Jörg Reichrath erklärt, wie man die richtige Balance zwischen Hautkrebsprävention und Sonnenexposition findet.

Bewirkt ein geringerer Lichtschutzfaktor, dass man mehr Vitamin D bilden kann?

Reichrath: Ja, je mehr UVB-Photonen die Haut erreichen, umso mehr Vitamin D wird gebildet. Sehr hohe Lichtschutzfaktoren sollte man in der Regel vermeiden, um genügend Vitamin D zu produzieren. Bei korrekter Anwendung blockiert schon eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor zehn 90 Prozent der Vitamin-D-Synthese.

Wer sich regelmäßig maßvoll dem Sonnenlicht aussetzt und daher ein wenig sonnengebräunt ist, dürfte damit eine ausreichend hohe Vitamin-D-Synthese haben. Es gibt Hinweise in der Fachliteratur, dass Menschen, die eine Sonnencreme benutzen und leicht gebräunt sind, überdurchschnittlich hohe Vitamin-D-Spiegel aufweisen.

Sind Sonnenschutzcremes gesundheitsschädlich?

Reichrath: Einige chemische Sonnenschutzmittel können in vielen Oberflächengewässern nachgewiesen werden. Es gibt Autoren, die sagen, dass dadurch Gesundheits- und Umweltschäden verursacht werden können. Im Tiermodell ist für bestimmte UV-Filter, die in Sonnencremes verwendet werden, schon nachgewiesen worden, dass sie sich negativ auf die männliche Fertilität auswirken. Einige dieser Präparate werden allerdings heute nur noch selten eingesetzt. Viele neuere UV-Filter sind nach meiner Einschätzung aber nicht ausreichend untersucht, was mögliche Gesundheitsgefährdungen angeht, gerade diejenigen aus der Nanotechnologie.